Freitag, 6. August 2010 - Asaf Avidan & the Mojos

Ein Herbsttag im Hochsommer; Dauerregen und 11 Grad Kälte bei der Hinfahrt nach Bad Windsheim. Für ein mehrtägiges Open-Air-Festival war es ein äußerst ungeeignetes Wetter. Im Gegensatz zu den eingefleischten Festivalbesuchern, die natürlich zelten,

Das Festivalgelände nach dem Dauerregen

Im Schlamm fest steckender Lkw

hatten wir uns in einem Hotel in der Altstadt von Bad Windsheim einquartiert. Von dort benötigten wir zu Fuß etwa 30 Minuten zum Weinturm. Da es an den Vortagen auch schon geregnet hatte, war das Festivalgelände natürlich aufgeweicht und voller Matsch und Schlamm. Noch beim Auftritt der ersten Band wurden vor der Bühne Holzschnitze verteilt damit man nicht im Matsch versinkt. Später kam ein Lastwagen mit Stroh, das auf den Wegen zu den und vor den Ständen, sowie vor der zweiten Bühne verteilt wurde. Aber es hörte einfach nicht auf zu regnen. Nachdem wir uns auf dem übersichtlichen Gelände umgesehnen hatten, setzten wir uns in ein Zelt, tranken und aßen etwas

und warteten so auf den Auftritt von Asaf Avidan. Zum Soundcheck, der nicht ganz problemlos verlief und wohl länger als geplant dauerte, suchten wir dann einen Standort direkt vor der Bühne. Dort hatten wir überraschend viel Freiraum, da sich die meisten Besucher weiter hinten aufhielten und auch nicht nach vorne drängten. Außerdem hatte es tatsächlich aufgehört zu regnen.

Bühne auf dem Schulgeländer der Lehenbachschule

Das Konzert begann Asaf Solo mit dem Song 'Maybe You Are'. Leider das einzige Lied bei dem er außer Gitarre auch Mundharmonika spielte. Seine ungewöhnliche Stimme fesselte zum Zuhören und erzeugte durch seine leidenschaftliche Interpretation eine Gänsehautstimmung. Schon der Auftakt war ein Höhepunkt, der scheinbar schwer zu steigern war.

Danach kamen auch die Mojos auf die Bühne und Asaf stellte sie vor: Bassist Ran Nir, Schlagzeuger Yoni "Joni Snow" Sheleg, Gitarrist Roe Peled und die Cellistin Hadas Kleinman. Mit 'Got It Right', ein Lied von der neuen CD 'Poor Boy/Lucky Man' die bei uns

Asaf Avidan & the Mojos

noch nicht veröffentlicht ist und leider auch beim Festival nicht verkauft wurde, wurde das Konzert fortgesetzt. Von dieser CD spielten Asaf Avidan & the Mojos ausserdem 'Losing Hand', 'Wasting My Time', 'Little Stallion', 'Your Anchor' und 'The Ghost of a Thousand Lies'. Obwohl diese Songs noch relativ unbekannt sind, hat das Publikum ebenso

gebannt zugehört und sie genauso enthusiastisch gefeiert wie 'Hangwoman', 'Her Lies', Rubberband Girl', 'Growing Tall' von der CD 'The Reckoning' und 'Everybody' von der ersten Veröffentlichung 2006, der EP 'Now That Your're Leaving'.
Asafs flüsternder, flehender, ab und zu stockender, dann wütender und fast schreiender Gesang mit seiner intensiven Stimme macht aber jedes Lied zu einem einzigartigem Ereignis. Die Mojos unterstützten Asafs Interpretationen teilweise unauffällig, steigerten

Asaf Avidan & the Mojos

sich aber auch zu scheinbar wilden Improvisationen, die die Energie und Leidenschaft der Songs auf den Punkt brachten. Zwischen den Liedern wandte sich Asaf auf sympathische Art immer wieder an das Publikum, ging auf Zwischenrufe ein und lachte sehr viel. Die gesamte Band hatte an dem Auftritt scheinbar viel Freude. Nach dem fulminanten 'Growing Tall', beim dem die

Stimmung auf dem Höhepunkt war, verabschiedeten sich Asaf Avidan & the Mojos zunächst einmal vom Publikum, bevor sie zur einzigen Zugabe, dem 'Empty Handed Saturday Blues', zurück auf die Bühne kamen. Wie in jedem Konzert das letzte Lied, bei dem sich Asaf total verausgabt. Er schreit flehend, brüllt wütend, dann wieder sanft fordernd und steigert sich bis zu einem extatischem Kreischen. Dabei ließ er sich auf die Knie fallen, sprang von der Bühne ins Publikum und wieder zurück auf der Bühne lag er dort singend. Er ließ seinen Emotionen freien Lauf. Passend dazu die Musik des Stückes, die mit einem Bluespart von Asaf auf der akustischen Gitarre begann, dann von der

Asaf Avidan & the Mojos

Band mit Rock im Stil von Led Zeppelin fortgeführt wurde, teilweise zwischen einem chaotischen Industrial Metal und Punkt schwankte und einen ruhigen Teil nur mit E-Gitarrenbegleitung hat. Nach der letzten Steigerung ein kurzes und schmerzloses Ende des Stückes und damit des Konzerte. Die Musiker verließen wortlos die Bühne und das Publikum war von dem abrupten Ende etwas

Überrascht, sodass der Jubel und verdiente Schlussapplaus erst mit Verzögerung einsetzte. Ein grandioses Konzert, mit einer exzellenten Band und einem einzigartigem Künstler als Frontmann. Ich wollte keinen Song des Konzertes vermissen, trotzdem hätte ich andere geniale Lieder wie 'Weak', 'Sweat and Tears' und auch 'The Devil And Me' auch gerne gehört. Aber nicht nur deshalb werde ich in jedem Fall beim nächsten Konzert von Asaf Avidan & the Mojos in unserer Nähe in jedem Fall dabei sein.

Weinturm Open Air 2. Tag