Die Jazz Open am Mercedes-Benz Museum

05. Juli 2011 Jazz Open Stuttgart
Die Open Air Bühne des Mercedes-Benz Museum ist ein wunderbarer Veranstatungsort für ein Open Air Konzert, sofern das Wetter, wie an diesem schönen Sommerabend, mitspielt. Auf dem Museumsvorplatz war ein stilvolles Freiluftbistro aufgebaut, wo man in gemütlichen Sesseln Platz nehmen konnte. Die Open Air Bühne erinnert an ein Amphitheater, im Halbkreis nach oben führende Sitzplätze auf Betonstufen. Der Platz direkt vor der Bühne war bestuhlt. Mit ungefähr 900 Zuschauer war das Konzert ausverkauft.

Von unseren günstigen Plätzen auf den Stufen hatten wir ein guten Überblick über die Bühne und der Sound war besser als direkt vor der Bühne. Es gab noch genug Freiraum in der Arena, sodass man umhergehen konnte und ich sogar ungestört vor der Bühne fotografieren konnte. An diesem Abend traten zwei typische Vertreter des American Blues & Rock auf.

Robert Randolph bei den Jazz Open

Den Anfang machten Robert Randolph & The Familiy Band, eine mir bis dahin unbekannte Gruppe. Der Musikstil von Robert Randolph ist stark beinflusst von der Gospelmusik mit der er aufgewachsen ist, die er mit tradionellen Blues- und Soulelementen und moderen Rockeinflüssen zu etwas Eigenem verbindet. Etwas Besonderes ist es auch, wie Robert Randolph mit großer Fingerfertigkeit Pedal-Steel-Gitarre spielt. Durch seine Interpretation klingen auch Coverversionen bekannter Lieder neu und unbekannt. Die Songs stammen hauptsächlich vom letzten, von T Bone Burnett produzierten, Album 'We Walk This Road', auf dem er eigene und bekannte Stücke auf der Grundlage der Afrikanisch-Amerikanischen Musik der letzten hundert Jahre präsentiert.

Es war ein abwechslungsreiches Konzert in dem dem die Wurzeln von Gospel und Soul immer wieder zur Geltung kamen. Das Konzert begann etwas holprig, doch mit dem dritten Song floss die Musik wie aus einem Guss dahin, wobei die Stimmung sich immer mehr steigerte. Der Höhepunkt war dann die Zugabe, eine fulminate Version von Jimi Hendrix 'Purple Haze'. Nicht nur wir, sondern das gesamte Publikum war begeistert. Das Konzert hätte ruhig länger als die 80 Minuten dauern können, aber der Höhepunkt mit der Tedeschi Trucks Band sollte ja noch folgen.

Susan Tedeschi und Derek Trucks

Die Tedeschi Trucks Band existiert erst seit einem Jahr und haben ihr erstes Album erst vor kurzem veröffentlicht. Und das obwohl Susan Tedeschi und Derek Trucks bereits seit 2001 verheiratet sind. Derek Trucks ist begehrter Gastmusiker bei den bekanntesten Größen der Blues & Rock Szene, seit 16 Jahre auf Tour, hat zahlreiche erfolgreiche Alben, den Grammy für 'Already Free' und zählt bereits jetzt zu den größten lebenden Gitarristen. Mit den Allman Brothers und der Derek Trucks Band hat er eine beeindruckende Karriere hinter sich. Erfolgreich war auch die Susan Tedeschi Band, die Susan 1994 ins leben rief. Susan Tedeschi ist mehrfach für Grammies nominiert

worden und hat etliche Auszeichnungen, sowohl als Solokünstlerin als auch mit ihrer Band erhalten. Nach der Geburt der Kinder zog sie sich weitgehend von der Bühne zurück, ohne auf Studioarbeit als Gastmusiker z.B. bei 'Already Free' der Derek Trucks Band und der Veröffentlichung weitererer eigener Alben zu verzichten. Sie nahm sporadisch Gastauftritte wahr, natürlich auch bei der Derek Trucks Band, bevor sie mit der Susan Tedeschi Band 2009 als Vorgruppe bei B.B. Kings Europatournee auftrat. 2010 gründeten sie dann die 'Family Band' Derek Trucks & Susan Tedeschi Band mit der sie Anfang des Jahres den "BB King International Artist Of The Year"-Award gewannen. Im März 2011 benannten sie ihre Band in die "Tedeschi Trucks Band" um. Die elfköpfige Bandbesetzung, die in Stuttgart auftrat sind auch die Musiker der ersten CD 'Revelator'. Darunter sind drei Bläser, zwei Schlagzeuger sowie neben Susan zwei weitere Sänger, die auch Soloparts übernahmen. Susan Tedeschi steht jedoch im Mittelpunkt der Show. Sie spielt Gitarre und übernimmt den größten Teil des Gesangs und kommuniziert mit dem Publikum. Ihr Stimme erinnert an Bonnie Rait, ist kraftvoll und bluesig. Derek Truck fühlt sich auf der Bühne wohl im Hintergrund am wohlsten. So wirkt er sehr zurückhaltend und beinahe schüchtern. Aber sein Gitarrenspiel ist einmalig. Er kann sich noch so sehr verstecken, er steht mit seinen Soli immer wieder im Rampenlicht. Er ist eine absolute Ausnahmeerscheinung mit einem unendlich breitem Spektrum. Seine Virtuosität ist unaufdringlich intensiv und sein Ton wunderbar und eigen. Auch die übrigen Musiker trugen zum herausragenden Musikereignis bei. Alles erfahrene Musiker die perfekt harmonieren. Kein Wunder, denn sie spielen, wenn auch nicht in dieser Zusammensetzung, schon viele Jahre mit Susan und Derek zusammen. Nach fast zwei Stunden war ein großartiger Konzertabend gegen 23:15 Uhr beendet.
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