Die Jazz Open vor dem Neuen Schloss

01. Juli 2011 Jazz Open Stuttgart
Der Ehrenhof des Schlosses ist nur ein prominenter, sondern vor allen Dingen ein stilvoller Veranstaltungsort. Zwischen den Flügeln des Schlosses war die Bühne aufgebaut, davor ein Stehplatzbereich und dahinter eine zweigeteilte, überdachte Tribüne. Zwischen dem Eingang und der Tribüne standen verschiedene Zelte mit Ess- und Trinkangeboten, es gab Sitzgelegenheiten wie in einem Biergarten und genügend Platz um einfach über das Gelände zu

flanieren. Leider hatte es vor Konzertbeginn stark geregnet, sodass die Rasenfläche zu nass war um sich darauf nieder zu lassen. Pünktlich zu Konzertbeginn schien jedoch wieder die Sonne. Nur während dem Umbau für B.B. King gab es noch ein kurzes Gewitter, dass aber von einem schönen Regenbogen über dem Schloß und der Bühne begleitet wurde. Erster Act war James Hunter der mit seiner Band gegen 17:30 zu spielen begann, gefolgt von Mothers Finest und gegen 21:00 Uhr dem Höhepunkt B.B. King und Band.

James Hunter bei den Jazz Open

Musikalisch war für mich James Hunter das Beste an diesem Tag, obwohl sein Musikstil zwischen Rockabilly und 50er Jahre Soul nicht meinem Musikgeschmack entspricht. Aber herausstechend waren immer die Solos, sowohl vom Keyboarder auf seiner alten Hammondorgel, die der beiden Bläser und natürlich die von James Hunter auf seiner Gibson Gitarre. Ihm beim Gitarrenspiel zu zusehen war eine Freude.
Mothers Finest konnte mich schon vor ca. 30 Jahren im Rockpalast nicht

überzeugen. So auch bei diesem Auftritt nicht. Die gesamte Bühnenpräsents wirkte irgendwie künstlich, auf Abruf dargeboten und wenig echt. Es gelang der Band jedoch mit ihren stampfenden Funky-Beats einen großen Teil des Publikums mitzureissen. Uns wurde es auf die Dauer jedoch zu langweilig, sodass wir unserer Tribünenplätze verließen und über den Vorplatz flanierten. So warteten wir gepannt auf eigentlichen Höhepunkt des Tages, den Auftritt von B.B.King. Dies war aber wirklich mehr lediglich ein Auftritt als ein Konzert. Treffend wurde das in der Stuttgarter Zeitung beschrieben:

B.B. King bei den Jazz Open

Der Respekt müsste wie folgt abgehandelt werden; auf der Bühne saß ein legendärer 85-Jähriger, der einen enormen Beitrag zur Fortentwicklung des künstlerischen Genres Bluesmusik geleistet hat, dessen Lebensleistung außer Frage steht. Damit zur Realität: B.B. King saß 55 Minuten auf der Bühne, von denen er fünf Minuten lang Gitarre spielte, nie mehr als ein kleines Lick, ein kleines Riff, einen klitzekleinen Soloausflug in den Sound seiner Band einstreuend. Den Rest der Zeit riss er Scherzchen oder machte häufig auch gar

nichts, ließ sich ein Kind aus dem Publikum auf die Bühne heben und von zwei Helfern Mitbringsel reichen, die er ins Publikum schmiss. Ehe er (oder vielmehr seine Band) sich mit "Oh, when the Saints" zugabenlos um viertel nach zehn von der Bühne verabschiedete, der vorgeblich unermüdliche Tausendsassa, dem, wie er behauptete, der Veranstalter dummerweise aufgetragen hätte, maximal bis halb elf zu spielen.
So war dann leider das, was als Höhepunkt gedacht war, musikalisch eine Enttäuschung. Wir können aber immerhin sagen, dass wir, nachdem B.B. King bei seinem letzten Auftritt in Stuttgart auf der Freilichtbühne am Killesberg als Zaungäste nur zuhören konnten, ihn nun auch gesehen haben.
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